Gleich mit zwei Landesmeistertiteln wurde unser Mut, nach sechsjähriger Pause wieder Kunstturnluft zu schnuppern, belohnt. Unsere ATUS Köflach Schützlinge Lilian und Leonie Lamperter holten völlig überraschend aber absolut verdient jeweils Gold bei den „offenen Steirischen Landesmeisterschaften im Kunstturnen“ am Sonntag, 11. Oktober 2020, in Graz.
Wir haben in den letzten Jahren ja bekanntlich – und das mit viel Erfolg – eher die „Turn10“ Schiene gefördert. Das Kunstturnen, das als Hochleistungssport an den olympischen Turngeräten Stufenbarren, Sprung, Boden und Schwebebalken, ausgeübt wird, war nicht so im Fokus.
Seit dem Sommer beziehen wir das Kunstturnen aber wieder stärker in unsere Aktivitäten ein. So stand in unserem Sommercamp neben der Sparte „Turn10“ auch das „Kunstturnen“ wieder im Mittelpunkt. Und da durch die Corona-Krise alle anderen Wettkämpfe ausgefallen sind, haben wir uns spontan entschlossen, an der steirischen Landesmeisterschaft im Kunstturnen teilzunehmen.
Nicht alle normierten Mädchen konnten an den Start gehen. So musste unsere Medaillenhoffnung Anna Plöbst verletzungsbedingt, sie hatte sich im Training einen Bänderriss zugezogen, pausieren. Auch Emma Klug konnte an dieser Meisterschaft nicht teilnehmen.
Also mussten die Geschwister Lilian (10) und Leonie (12) in die Bresche springen. Lilian startet in der Klasse „Jugend 3“ und Leonie in der Klasse „Jugend3 B“.
Beide trainieren seit rund anderthalb Jahren beim ATUS Köflach. Auch während des Lockdowns haben die beiden fleißig zuhause geübt.
Für sie war die unter Einhaltung strenger Corona-Regeln durchgeführte Meisterschaft in der Landeshauptstadt der erste (!) Wettkampf im Kunstturnen. Erschwerend kam die starke Konkurrenz von Athletinnen aus zwei steirischen und vier weiteren Vereinen aus anderen Bundesländern hinzu.
Gespannt und etwas nervös ging das Köflacher Duo an den Start.
Das erste zu turnenden Gerät war der Stufenbarren – nicht gerade die Lieblingsdisziplin der Schwestern. Mit einigen Technikfehlern konnte diese erste Hürde gemeistert werden.
Als zweite Station wartete der Schwebebalken (auch Zitterbalken genannt).
Hier müssen die Turnerinnen eine Pflichtübung mit akrobatische und gymnastische Elemente auf einem nur 10 Zentimeter breiten und 5 Meter langen Holzbalken zeigen. Mit einigen Unsicherheiten bei den gymnastischen Elementen und Stürzen beim Flick-Flack, der Drehung und beim Bogen rückwärts waren die Übungen durchaus anspruchsvoll und herzeigbar.
Nach den ersten zwei Geräten freuten sich die Mädchen und ihre Betreuerin zwar über die ansprechenden Leistungen – auf zweimal „Gold“ hätte zu diesem Zeitpunkt aber wohl niemand gesetzt.
Dann kamen aber Boden und Sprung an die Reihe.
In der Turn10 Sparte turnt man die Bodenelemente ohne Musik.
Beim Kunstturnen wird auf einer Bodenfläche 12 x 12m mit Musik geturnt.
Dies war eine neue Herausforderung für uns. Unsere Choreografien Magdolna stellte im letzten Abdruck eine Bodenkür mit Musik zusammen. Die geforderten Kombinationen von akrobatischen Reihen (Überschläge, Saltis, Flick-Flack…), Verbindungsteilen und gymnastischen Elementen (Sprünge und Drehungen) flossen in die Bodenkür mit ein.
Es hat geklappt. Die harmonische Bodenkür beeindruckte schlussendlich auch die Jury.
Beim Sprung staunte man über die gewaltige Sprungkraft der „Lamperter-Sisters“. Hier zeigten die Mädchen aus der Lipizzanerheimat jeweils einen Überschlag über den Sprungtisch und einen gestreckten Salto vorwärts.
Nun hieß es gespannt und die Daumen drückend auf die Siegerehrung warten. Und siehe da – Lilian und Leonie durften jeweils über „Gold“ in ihrer Klasse neben den routinierten steirischen Kunstturnvereinen ATG und VGT in der Landeswertung jubeln.
Da waren nicht nur die beiden frischgebackenen steirischen Landesmeisterinnen völlig aus dem Häuschen – auch das ganze ATUS Team freute sich riesig über den überraschenden aber völlig verdienten Köflacher Doppelsieg.
In der offenen Klasse musste sich Lilian in der „Jugend 3“ den Vereinen aus den Bundesländern Klagenfurt und Niederösterreich geschlagen geben und belegte als beste Steirerin den 4. Platz mit einem knappen Unterschied auf die Drittplatzierte.
Wir sind sehr stolz auf unseren Nachwuchs und ziehen nun in Erwägung, neben der „Turn10“-Schiene auch das Kunstturnen wieder stärker zu forcieren.
Obfrau Karin Konrad-Krauthackl